Gesprächsrunde am 01.07.2022 / 19.00 Uhr
GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig, Filmsaal, Johannisplatz 5-11, 04103 Leipzig
Teilnehmende:
Andrea Linnenkohl – General Coordinator and Artistic Team documenta fifteen
Friedrich von Bose – Kurator an den Völkerkundemuseen in Leipzig, Dresden, Herrnhut
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich – Kunsthistoriker und Kulturwissenschaftler
Roger de Weck – Publizist
Moderation:
Thomas Bille – Kulturredakteur MDR

Die 1979 erschienene Streitschrift „Kultur für alle“ von Hilmar Hoffmann hat die deutsche Kulturpolitik von Grund auf verändert. Als einer der ersten Politiker erkannte Hoffmann die Bedeutung von Kultur und Bildung für die Gesellschaft und forderte die Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten an Theatern, Bibliotheken und Museen. Standen bis dahin wenige Bildungsbürger vor einem ausgestellten Gemälde, so sollten fortan viele Bürgerinnen und Bürger mit ihren Kindern vor demselben stehen.
Mit den Jahren veränderte sich nicht nur die Rezeption von Kultur, sondern das gesamte Kulturverständnis. Der Strukturwandel, wie wir ihn zurzeit erleben, geht mit einigen gesellschaftlichen Verwerfungen einher – ein Kulturkampf, den Roger de Weck in seinem Buch „Die Kraft der Demokratie“ beschreibt. Der Soziologe und Kulturwissenschaftler Andreas Reckwitz bezeichnet diese „Kulturkonflikte als Kampf um die Kultur“ und entwickelt seinerseits mit der Idee der Kultur des Allgemeinen eine kritische Gegenkraft.
Museen und Kunstausstellungen leisten ihrerseits Entwicklungsarbeit – etwa die „documenta fifteen“, kuratiert vom Künstler*innenkollektiv ruangrupa aus Jakarta, oder das Grassimuseums für Völkerkunde in Leipzig mit dem Zukunftsprogramm REINVENTING GRASSI.SKD auf dem Weg zu einem Netzwerkmuseum.
Wolfgang Ullrich spricht in seinem Buch „Die Kunst nach dem Ende der Autonomie“ von der Entfaltung einer neuen Kunst, die die Kräfte möglichst vieler Disziplinen in sich bündelt.
So verstanden würde Kultur von allen geschaffen, die von allen wahrgenommen wird.
Eine Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen